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Die Beiträge dieser Reportage wurden von unterschiedlichen Reportern über mehrere Wochen erstellt und hier zusammengetragen.

 

Visuelle Gestaltung: Lisa Heissenberg

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Inhalt

Zum Wettbewerb

Der Regionalwettbewerb "Jugend forscht" (für 15 bis 21 Jahre alte Schüler und Studenten) und "Schüler experimentieren" (ab 4. Klasse bis 14 Jahre) fand am Freitag, 23. Februar, in der Braunschweigischen Landessparkasse, statt. Die Öffentlichkeit konnte 79 Forschungsprojekte von Schülerinnen und Schülern aus unserer Region besichtigen. Das Spektrum reichte von Arbeitswelt über Chemie bis Technik.

Der Landeswettbewerb "Jugend forscht" fand vom 12. bis 14. März im Aula-Gebäude der Technischen Universität Clausthal statt.
Am Mittwoch, 14. März, konnte die Öffentlichkeit die Projekte der jungen Forscher bestaunen. Anschließend wurden die Sieger geehrt, die dann am Bundeswettbewerb teilnehmen durften.

Der Landeswettbewerb "Schüler experimentieren" fand vom 5. bis 7. April im Fortbildungszentrum der EWE AG in Oldenburg statt. Am Freitag, 6. April, wurden die Projekte der Öffentlichkeit präsentiert.

In einer Serie stellte unsere Zeitung den Wettbewerb, der sich auf Landes- und Bundesebene fortsetzt, und viele junge Forscher vor. Unterstützt wurde die Serie von der Braunschweigischen Stiftung und der Braunschweigischen Landessparkasse, die den Regionalwettbewerb ausrichteten.

Zündende Idee dringend gesucht

Ferdinand Lau hat den Wettbewerb "Schüler experimentieren" 2017 gewonnen

von Eske Hansen

Foto: Eske Hansen

Salzgitter. Von seinem Preisgeld hat er sich ein Skateboard gekauft. "Das bereue ich heute noch", schimpft Ferdinand Lau. Über seinen Erfolg im vergangenen Jahr bei dem Schülerwettbewerb "Schüler experimentieren" hat sich der Elfjährige aus Beddingen trotzdem gefreut. Ferdinand gewann den Regionalwettbewerb in Braunschweig und belegte den zweiten Platz im Landesentscheid in Oldenburg für Schüler ab der 4. Klasse bis 14 Jahre.

In diesem Jahr ist er nicht dabei. "Ich habe zu viel mit der Schule zu tun", erklärt Ferdinand, der die fünfte Klasse des Gymnasiums Wolfenbüttel besucht. Dennoch will er sich am 23. Februar die Projekte im diesjährigen Regionalwettbewerb ansehen. Vielleicht ist er im nächsten Jahr auch wieder dabei. "Dann aber mit einem Freund zusammen - und wieder in Mathe", weiß er schon.

Der aufgeweckte Fünftklässler wählte bei seiner Teilnahme an "Schüler experimentieren" nicht den einfachsten Weg. Er wollte etwas ganz Neues machen. "Es war schwierig, etwas zu finden, was noch niemand anderes gemacht hat." Doch den Elfjährigen packte der Ehrgeiz. "Zu mathematischen Zahlenreihen wurde schon sehr viel erforscht", berichtet Ferdinand über sein Projekt. Der Schüler hat sich gefragt, ob es Auffälligkeiten bei zwei Zahlenreihen gibt, die im Wechsel addiert und multipliziert wurden. Die Ergebnisse der Reihen wurden schnell sehr hoch und überforderten bald das Excel-Programm des Lehrers. Erst ein spezieller Online-Rechner konnte weiterhelfen. Dann begann die große Suche. Wo sind die Auffälligkeiten? Lange waren es für Ferdinand einfach nur riesengroße Zahlen - egal, wie er es drehte und wendete. "Das war schon frustrierend", erinnert sich Ferdinands Vater, Robert Lau, der ihm half. Doch Ferdinands Ehrgeiz blieb ungebrochen. "Mir hat es immer Spaß gemacht, zu forschen." Trotzdem war es anfangs schwierig, die richtige Spur zu finden, berichtet Ferdinand. Und er hat es geschafft. Schließlich entdeckte er die Besonderheiten. Dann ging es an die nächste Hürde: die Begründung. Sein Lehrer erwog die Möglichkeit, dabei einen Mathematiker zurate zu ziehen. Doch Ferdinand schaffte es ohne Hilfe. "Man braucht eben eine zündende Idee", schreibt der Schüler in seinem Bericht für die Jury. Die lobte besonders in ihrem Urteil, dass Ferdinand eben nichts rekapituliert hat, sondern etwas Eigenes erforscht und das schlüssig dargestellt hat.

 

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Ferdinands Vater hat ihm geholfen, den Abschlussbericht zu schreiben und die Präsentation zu erstellen. Denn da würden Grundschüler an ihre Grenzen stoßen, so Robert Lau. Die Präsentation vor der Jury hat er oft geübt. Seiner Klasse hat er sein Projekt vorgestellt. Und die ganze Nachbarschaft hat er eingeladen. "Trotzdem war ich ziemlich nervös", sagt Ferdinand mit verschmitztem Lächeln. Als er dann auch noch gewonnen hat, war der Elfjährige schon ziemlich überrascht. Das Tollste an dem Regional- und dem Landeswettbewerb sei der ganze Trubel rund um die rund 80 Projekte und die Aufmerksamkeit, erzählt Ferdinand.

Ob er noch von mathematischen Reihen träumt? Nein, dafür habe er neben seinen Hobbys Tischtennis, Longboard, Schach und Trompete gar keine Zeit.

Ferdinand konnte einiges aus dem Wettbewerb "Schüler experimentieren" mitnehmen. Er hat gelernt, sich und sein Projekt zu präsentieren, wie man Excel einsetzt und wie man wissenschaftlich vorgeht.

"Ohne Chemie gibt es kein Leben"

Die Lehrerin Juliane Schnieder ist Jurorin bei "Jugend forscht".

von Johannes Kaufmann

Foto: Johannes Kaufmann

Braunschweig. Wer fünf Minuten mit Juliane Schnieder gesprochen hat, wundert sich nicht, dass sie ihre Freizeit hergibt, um Forschungsprojekte von Schülern zu begutachten. Die Begeisterung für Naturwissenschaften und ihre Vermittlung bringt die Chemielehrerin an der Gaußschule in Braunschweig lebhaft gestikulierend zum Ausdruck. "Chemie ist die Wissenschaft, die alles umfasst. Sie begegnet uns überall - in der Windel mit Superabsorber, im Handy-Akku, im Wasser, in Arzneimitteln. Alles ist Chemie", sagt die 37-Jährige und redet dabei so schnell, dass für das ein oder andere kleine Wort im Satz einfach keine Zeit bleibt.

Diese Begeisterung möchte sie an ihre Schüler weitergeben. "Das Wort Chemie ist negativ besetzt. Ich versuche, das über die Faszination für die Wissenschaft anzugehen. Ohne Chemie gibt es kein Leben", sagt Schnieder. An ihrem Gymnasium gelinge ihr das ganz gut, ist die Lehrerin überzeugt: "Die Schüler sind neugierig und interessiert." Ein Großteil der 16 Schüler ihres Chemie-Leistungskurses von 2011 etwa habe später ein naturwissen- schaftliches Studium aufgenommen.

Derartiges Interesse möchte Schnieder unterstützen - auch außerhalb der Schule. Deshalb ist sie seit 2008 als Jurorin bei "Schüler experimentieren" und später auch bei "Jugend forscht" dabei. "Es ist wichtig, die Schwächeren nicht zu vernachlässigen, aber dabei darf auch die Förderung der Begabten nicht vergessen werden", erklärt die Lehrerin ihr Engagement.

 

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Und als Begabtenförderung versteht sie die Wettbewerbe. Die Teilnehmer lernten dabei das wissenschaftliche Arbeiten, sorgfältiges und wiederholtes Experimentieren, Fehleranalyse und saubere Dokumentation. "Zum Teil arbeiten die Schüler sich inhaltlich sehr tief ein. Im vergangenen Jahr hat ein Team Kunststoffdreiecke auf Stärke-Basis hergestellt. Die haben sich dieses Thema eigenständig erschlossen und konnten es später im Unterricht ihren Mitschülern erklären", erinnert sich Schnieder. Die Juroren bewerten am Ende nicht nur Versuchsaufbau und Dokumentation, sondern auch Originalität und die Präsentation beim Regionalwettbewerb am Stand. Auch eine kreative Herangehensweise an ein Problem wird gewürdigt. "Zuletzt wird dann unter den Juroren diskutiert, aber meistens kommen wir schnell zu einem Konsens", berichtet die Lehrerin.

Für nicht wenige Teilnehmer sei "Jugend forscht" der Startpunkt eines naturwissenschaftlichen Lebenswegs - und der führt gelegentlich wieder zurück an den Startpunkt: Ein ehemaliger Schüler sei heute Juror des Wettbewerbs in Braunschweig. Einen besseren Beweis, dass die Begeisterung übergesprungen ist, kann Juliane Schnieder sich kaum wünschen.

Vom Plastikfresser bis zum Tsunami-Simulator

Beim Regionalwettbewerb "Jugend forscht" präsentieren Schüler 67 Projekte.

von Johannes Kaufmann

Braunschweig. Ein paar Dauerbrenner seien immer dabei, sagt die Chemielehrerin Juliane Schnieder, die als Jurorin bei "Jugend forscht" mitwirkt. Dazu zähle etwa die Untersuchung von Schampoos und Cremes oder die Beschäftigung mit Klebstoff oder Batterien. So entwickelt ein Wolfsburger Gymnasiast einen natürlichen Superkleber aus Fichtenharz und Casein. Ebenfalls aus Wolfsburg kommt eine Schülerin, die bei "Schüler experimentieren", dem Wettbewerb für die bis zu 14-Jährigen, der Frage nachgeht, ob im Schampoo womöglich eine heimliche Gefahr schlummert.

"Es gibt aber auch immer ganz neue, ungewöhnliche Themen. Da ist es spannend, wie die Schüler darauf gekommen sind", sagt Schnieder. Zwei Schüler aus Göttingen haben offenbar die aktuellen Wissenschaftsnachrichten verfolgt, um sich inspirieren zu lassen. Vor einigen Monaten berichteten Forscher im Fachmagazin "Current Biology", dass Larven der Wachsmotte im Experiment in der Lage waren, den Kunststoff Polyethylen abzubauen. Einige Zeit später wurden von anderen Forschern allerdings Zweifel angemeldet: Die Larven würden das Plastik vermutlich gar nicht verdauen, sondern nur zerkleinern. Was stimmt denn nun? Das wollten die Schüler der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule mit einer Fütterungsstudie herausfinden.

 

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Sehr ambitioniert erscheint auch das Experiment eines anderen Schülers aus Göttingen. Der 14-jährige Gymnasiast möchte herausfinden, wie man eine Riesen-Flutwelle, einen Tsunami, aufhalten kann. Dafür hat er einen Wasserkanal mit Sandboden entwickelt, in dem er das Auftreffen eine Tsunamis auf ein Küstengebiet simulieren will.

Von der Glaubwürdigkeit des Internetlexikons Wikipedia über die gesundheitlichen Auswirkungen elektrischer Wasserpfeifen bis zum handygesteuerten Roboter - die Experimente umfassen die Disziplinen Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Physik und Technik.

Sogar politisch brisante Themen haben die Schüler aufgegriffen. Zwei Abiturienten aus Göttingen etwa befassen sich mit dem Einfluss des heftig diskutierten Pflanzenschutzmittels Glyphosat auf Mikroorganismen im Boden. Die Stadt Braunschweig möchte künftig auf den Einsatz von Glyphosat verzichten. Vielleicht sollte der Oberbürgermeister dazu den Rat der Göttinger Schüler einholen.

Ein Zehnjähriger erklärt, warum die Erde wirklich eine Kugel ist - und gewinnt

 

Ein Überblick zum Regionalwettbewerb

 

 

von Friederike Noske

Braunschweig. Im Treppenhaus hat Linus seinen Versuch das erste Mal ausprobiert. Der Zehnjährige steht etwas verloren in der Lobby des Sparkassengebäudes und schaut auf den Boden. Während alle anderen Schüler ihre Experimente auf der Galerie im ersten und zweiten Stock aufgebaut haben, steht der junge Schüler ganz alleine im Erdgeschoss. Das Pendel, das vom Geländer herunter bis wenige Zentimeter über den Boden hängt, braucht eben etwas mehr Platz - und vor allem Höhe. Die Erde ist eine Kugel, die sich dreht, das möchte Linus beweisen.

Dafür hat der Zehnjährige sein eigenes Foucault'sches Pendel gebaut. Das soll, angetrieben von der Erdrotation, eigenständig schwingen. Heute funktioniert es aber nicht so, wie es soll: "Das Geländer bewegt sich, wenn Menschen vorbeilaufen. Das bringt das Pendel zum Schwingen", erklärt Linus. Seinem Sieg beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" und "Schüler experimentieren", für den 110 Schüler an diesem Freitag ihre Experimente präsentieren, steht das jedoch nicht im Weg. Der Schüler der Georg-Christoph-Lichtenberg Gesamtschule aus Göttingen gewinnt den ersten Preis in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften. Für ihn steht jedoch noch etwas anderes im Mittelpunkt: "Im Internet habe ich ein Forum gesehen, in dem Menschen behaupten, die Erde wäre eine Scheibe. Ich will ihnen das Gegenteil beweisen."

 

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Fotos (3): Friederike Noske

In Wolfsburg gibt's das beste Trinkwasser

Zwei Stockwerke weiter oben reihen sich die Erlenmeyerkolben an selbstgebauten Roboter mit Greifarmen und Flipcharts mit Statistiken und Tabellen. Jeder Nachwuchswissenschaftler hat einen Stand aufgebaut, auf dem sein Forschungsobjekt ausgestellt ist. Damit müssen sie sich heute der Jury stellen. Catharina Zelder von der Neuen Schule Wolfsburg hat fünf Gläser mit blauen Deckeln auf ihrem Tisch stehen.

Darin hat sie Wasser aus fünf verschiedenen Quellen gesammelt. "Ich habe die Proben auf ihre Inhaltsstoffe überprüft", erklärt die 16-Jährige. "Das Wasser aus der Rotheburg-Quelle in Wolfsburg hatte dabei eine besonders gute Qualität, da es einen hohen Natriumgehalt aufwies." Das sei vor allem für Sportler gut geeignet, weiß die Schülerin. Was begeistert sie an der Forschung? "Das brauchen wir schließlich alle", antwortet sie. "Das Wasser beeinflusst unsere Gesundheit. Deshalb finde ich es wichtig, es zu untersuchen." Catharina schafft es in ihrer Kategorie - Chemie - auf den 3. Platz.

Eigenständigkeit steht im Vordergrund

67 Projekte bewertet die 35-köpfige Jury in den Kategorien Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Physik, Technik und Arbeitswelt. Wettbewerbsleiterin Marianne Zimmermann beeindruckt vor allem die Professionalität der Teilnehmer. "Es ist toll, wie wissenschaftlich die Schüler schon arbeiten. Wie sie Dinge kritisch hinterfragen und auch am Ende zu einem Ergebnis kommen", sagt sie. Für die Jury, in der auch Zimmermann viele Jahre saß, stehen Kreativität und vor allem Eigenständigkeit im Vordergrund. "Heutzutage stößt man ja vor allem im Internet auf viele fragwürdige Sachen. Aber die Schüler sollen ihre eignen Ideen verfolgen", sagt Zimmermann und fügt schmunzelnd hinzu: "Wenn einer das nicht tut, bekommt man das bei den Präsentationen ziemlich schnell heraus."

Am Nachmittag ist die Lobby voll besetzt. Hier werden die Sieger verkündet, die ihre Forschungsergebnisse bei den Landeswettbewerben in Oldenburg und Clausthal vorstellen dürfen. Eine gespannte Stille herrscht im Erdgeschoss, abwechselnd mit Jubelrufen der Schüler, wenn eine Gruppe aus ihrer Schule einen Preis gewinnt. Linus' Pendel ist bereits hinter einer Stellwand verschwunden, als Zimmermann ihn zum Sieger kürt.

Jugend forscht

Fachgebiet Arbeitswelt

1. Preis: Sonja Brabant (17), Gymnasium Neue Oberschule Braunschweig. Thema: Experimentelle Untersuchungen zur Glaubwürdigkeit des Arbeitsmittels Wikipedia.

 

Fachgebiet Biologie

1. Preis: Hannah Knerich (18) und Clara Brakebusch (17), Wilhelm-Gymnasium Braunschweig. Thema: Winzige Wunderteilchen oder unsichtbares Gift? - Toxizität von Zinkoxid-Nanopartikeln.

 

Fachgebiet Chemie

1. Preis: Mustafa Eid (18), Martino-Katharineum Braunschweig. Thema: Untersuchung der Zucker-Inversion bei Sprite.

 

Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften

2. Preis: Tim Schiffer (16) und Alexander Ehrling (16), Otto-Hahn-Gymnasium Göttingen. Thema: Toxische Gase in verschiedenen Luftschichten.
 

Fachgebiet Physik

1. Preis: Louisa Schmidtke (18), Hoffman-von-Fallersleben-Gymnasium Braunschweig. Thema: Das Rasterkraftmikroskop: Wie effektiv sind selbsthergestellte Cantilever?

 

Fachgebiet Technik

1. Preis: Tim Rennebach (17) und Felizia Räke (18), Siemens AG Braunschweig. Thema: Sicherer im Straßenverkehr mittels intelligenter Beleuchtung.

Schüler experimentieren

Fachgebiet Arbeitswelt

1. Preis: Simeon Keske (14), Montessori-Schule Göttingen. Thema: Untersuchung der Luftqualität im Klassenzimmer in einem Zusammenhang mit der Photosynthese von Pflanzen.

 

Fachgebiet Biologie

1. Preis: Konrad Kuschel (14) und Luca Krüger (14), Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule Göttingen. Thema: Können Algen heizen?

Fachgebiet Chemie

1. Preis: Judith Grabenhorst (14), Tanisha Ilse Muganzi Thiele (14), Gaußschule Braunschweig. Thema: Nachwachsender und erdölfreier Brennstoff für Teelichter.

 

Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften

1. Preis: Linus Klintschar (10), Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule Göttingen. Thema: Die Erde ist rund - oder doch nicht? Was Sonne und Sterne über die Erde verraten.

 

Fachgebiet Physik

1. Preis: Niklas Klintschar (13), Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule Göttingen. Thema: Im Sog der Plasmawelle-Teilchenbeschleunigung mittels Wakefield-Technologie.

 

Fachgebiet Technik

Paul Obernolte (14), Theodor-Heuss-Gymnasium Wolfsburg. Thema: Entwicklung der Ansteuerung für einen Drehstromelektromotor.

Die Sieger

Schülerinnen erforschen unsichtbares Gift

Hannah Knerich und Clara Brakebusch haben bei "Jugend forscht" in der Kategorie Biologie den 1. Platz belegt.

von Ida Wittenberg

Braunschweig. Die zwölfte Klasse des Wilhelm-Gymnasiums Braunschweig: Das Abitur steht vor der Tür - mit Sicherheit kein Zuckerschlecken. Doch die Schüler wollen nicht nur lernen, auch die Freizeit will gut geplant sein - schwimmen beim DLRG, Theater spielen, Tanzen, Flötenunterricht und Freunde treffen. Die Zeitpläne von Hannah Knerich und Clara Brakebusch scheinen ziemlich gut gefüllt zu sein. Trotzdem haben die beiden Mädchen sich dazu entschlossen, noch ein neues, gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Zu zweit haben sie die Welt der Biologie erobert und mit ihrem Thema "Winzige Wunderteilchen oder unsichtbares Gift - Toxizität von Zinkoxid-Nanopartikeln" einen ersten Platz beim 30. Regionalwettbewerb von Jugend forscht belegt. "Wir haben beide nicht mehr damit gerechnet, noch zu gewinnen", erzählt Hannah. Es hätte gerade in Biologie so große Konkurrenz gegeben, dass sie ihre Chance auf einen Sieg schon vorher aufgegeben hätten.

Clara fügt an: "Wenn man sich so intensiv mit seiner Arbeit beschäftigt, dann kennt man auch ihre Fehler und ist sich derer bewusst."

Angefangen hat alles bei einem Ausflug zu einem Schnupperpraktikum am Institut für Chemie der Universität Göttingen. Dort bekam Hannah die Möglichkeit, ein Experiment mit Nano-Partikeln zu sehen, dass ihre Lust am Forschen geweckt hat. Die Entscheidung für das Thema und die Partnerschaft mit Clara sei daher schnell gefallen. "Ich habe auch schon bei Jugend experimentiert mitgemacht und es ist einfach entlastend, wenn man zu zweit an einem Projekt arbeiten kann. Außerdem macht das Experimentieren zu zweit auch mehr Spaß", erzählt die 18-Jährige.

 

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Insgesamt haben sich die zwei wissbegierigen Schülerinnen neun Monate mit der Thematik beschäftigt und erklären: "Nano-Partikel haben zahlreiche nützliche Eigenschaften und werden deshalb in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel in der Kosmetik oder der Medizin verwendet." Dabei bestehe allerdings das Risiko, dass die Nano-Partikel in die Umwelt gelangen. Clara erklärt: "Um zu untersuchen, ob diese Nanopartikel eine Gefahr darstellen, haben wir am Beispiel von Zinkoxid-Nanopartikeln, die wir selbst hergestellt haben, deren Auswirkung auf drei Organismen untersucht."

Das Ergebnis der beiden Mädchen: Von diesen Organismen geht eine Gefährdung für die Umwelt aus. "Dies aber nur, wenn die Konzentration der Zinkoxid-Nanopartikel der in unseren Experimenten verwendeten Konzentration entspricht. Die Partikel kommen so aber nicht normal in der Umwelt vor", ergänzt Hannah. Belohnt wurden sie für dieses Ergebnis nicht nur mit Applaus und Anerkennung, sondern auch mit einem Preisgeld. Damit haben die zwei bisher jedoch noch nichts gemacht. Vermutlich bezahlen sie als erstes das gekaufte Ethanol für den Versuch und dann wollen sie noch etwas Schönes machen. Die Entspannung muss aber noch ein bisschen warten - erst wenn der Landeswettbewerb in Clausthal hinter ihnen liegt, kehrt mehr Ruhe ein. Die beiden verraten: "Wir würden uns freuen, wenn wir platziert werden, aber der erste Platz muss es nicht unbedingt werden - mit dem Abitur wird es dann vermutlich ganz schön viel."

Ob sie auch von einer Zukunft in der Biologie träumen? Hannah möchte weiterhin forschen und könnte sich vorstellen, Bio-Chemie zu studieren. Auch Clara hat ein Ziel vor Augen: Medizin studieren. Jugend forscht hat ihnen auf diesem Weg vielleicht schon geholfen: "Den Erfolg zu spüren, wenn man sich so lange mit einer Thematik beschäftigt, ist toll", erklärt Clara.

Eine Schülerin hinterfragt Wikipedia

Sonja Braband aus Braunschweig belegt bei "Jugend forscht" in der Kategorie Arbeitswelt den ersten Platz im Regionalwettbewerb.

von Alina Brückner

Braunschweig. Was sie später einmal machen möchte, das weiß Sonja Braband noch nicht so genau. "Es ist reizvoll, neue Dinge herauszufinden und Sachen zu entdecken. Vielleicht studiere ich etwas Naturwissenschaftliches", überlegt die 17-Jährige. "Nur nichts, wo man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt", sagt die Schülerin schmunzelnd.

Und das, obwohl ihre Forschungsarbeit zum Thema "Experimentelle Untersuchungen zur Glaubwürdigkeit des Arbeitsmittels Wikipedia" genau dort entstanden ist - am Schreibtisch und am Computer. Statistiken, tabellarische Auswertungen, Artikel-Auswertungen, Diagramme, all das hat sie größtenteils zu Hause in ihrer Freizeit erarbeitet, um mit der Arbeit an dem Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" teilzunehmen.

Ein monatelanger Prozess, wie Sonja verrät: "Ich glaube, ich hab letztes Jahr im Mai angefangen. Meine letzte Untersuchung habe ich dann im Dezember durchgeführt." Schließlich rückte da auch der Abgabetermin für die Arbeit immer näher. Am 15. Januar musste ihr Experiment eingereicht werden. Für die Schülerin des Gymnasiums Neue Oberschule in Braunschweig ist die termingerechte Abgabe mittlerweile schon fast zur Routine geworden. "Es ist jetzt bereits das sechste Mal, dass ich bei dem Wettbewerb dabei bin", erzählt die junge Forscherin. Doch in diesem Jahr sind gleich zwei Dinge anders: Während sie sonst immer mit mindestens einem ihrer beiden Brüder angetreten ist, hat sie sich dieses Mal alleine an ein Experiment gewagt. Und sie hat zum ersten Mal im Bereich Arbeitswelt geforscht. "Sonst haben wir immer etwas mit Mathe oder Physik gemacht", erinnert sich Sonja.

Wie kommt es, dass sie das Fachgebiet gewechselt hat? "Ich hab früher viel auf Wikipedia nachgelesen und es bei Mitschülern in Referaten oft als Quelle gesehen. Da hab ich mich gefragt, wie glaubwürdig und vertrauensvoll es ist, schließlich kann dort jeder etwas verändern und veröffentlichen", erklärt die 17-Jährige.

 

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Für ihre Untersuchung hat sie sich drei Forschungsfragen gestellt: Inwiefern hält Wikipedia eigene Relevanzkriterien ein - zum Beispiel, ob das Thema zeitüberdauernd von Bedeutung ist? Wie gut sind die Artikel belegt? Wie gut werden sie überprüft?

Um zu einem Ergebnis zu kommen, hat Sonja zwei Ansätze gewählt. Zum einen hat sie insgesamt 13 Artikel selbst verfasst beziehungsweise bearbeitet und dort Fehler eingebaut. "Ich wollte sehen, ob jemand den Fehler bemerkt und wie schnell", erklärt sie. Ihr Ergebnis: Von insgesamt 25 Fehlern wurden zwei im Zeitraum des Experiments entdeckt, einer danach. "Das hat mich wirklich erstaunt", sagt die Schülerin nachdenklich und zieht ein erstes Fazit: "Wikipedia ist keine glaubwürdige Quelle."

Zum anderen hat sie 100 willkürlich ausgewählte Artikel anhand der Relevanzkriterien von Wikipedia untersucht und Vergleiche zum Brockhaus angestellt. "Für Wikipedia sind viel mehr Themen relevant", erklärt die Schülerin. "Zum Beispiel Schulen. Im Brockhaus steht keine davon." All ihre ausgewerteten Daten hat sie in Tabellen und Statistiken dokumentiert. Es hat sich also auch ein bisschen Mathematik in dieses Fachgebiet eingeschlichen. Sonja lacht: "Ja, der wissenschaftliche Ansatz hat sich gut dafür geeignet."

Manchmal allerdings braucht auch Sonja eine Pause von der Wissenschaft. Dann zieht es sie in die Kletterhalle. "Sport und Bewegung sind einfach ein toller Ausgleich", findet die 17-Jährige. Mindestens einmal die Woche ist sie dort an der Kletterwand. Ein weiterer Rückzugsort für sie ist die Musik. Sie spielt Klavier, nimmt klassischen Gesangsunterricht und singt im Chor. Wie bekommt sie das alles unter einen Hut? "Wenn es Spaß macht, dann macht man es gern und dann ist es auch nicht so stressig", sagt sie.

Ob sie auch im kommenden Jahr wieder an "Jugend forscht" teilnehmen wird, weiß sie noch nicht. Schließlich steht dann auch das Abitur an - und bis dahin hat sie noch einiges zu tun: Denn Sonja hat den ersten Preis im Fachgebiet Arbeitswelt belegt und ist ab Montag in Clausthal beim Landeswettbewerb dabei. "Ich hab das nicht erwartet und war überrascht. Aber jetzt freue ich mich, weil die Atmosphäre einfach so toll ist und man viele Leute wieder trifft."

Jugend forscht:
Braunschweiger vorn dabei

 

Beim Landeswettbewerb in Clausthal-Zellerfeld gibt es für sie dreimal den 2. Platz und mehrere Sonderpreise

 

 

von Christoph Exner

Clausthal-Zellerfeld. Im holzvertäfelten Aulagebäude der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld ist ein leises Blubbern zu hören. Gleichzeitig ertönt aus einer der Ecken des mit Neonlicht ausgeleuchteten Saals das Heulen einer Sirene. Geräusche, inmitten vieler Stimmen. Woher genau sie kommen, ist im ersten Augenblick schwer nachzuvollziehen - sicher ist nur: Sie müssen von einem der 37 Informationsstände stammen, die über beide Etagen des Gebäudes hinweg aufgestellt wurden.

Weiß-rote Schilder zeigen an, welche Fachrichtungen hier präsentiert werden: Biologie, Physik, Chemie, Mathematik, Technik, Geo- und Raumwissenschaften und Arbeitswelt. Die Stände gehören den insgesamt 62 Regionalsiegern des Landeswettbewerbs "Jugend forscht", darunter sieben Schüler und Auszubildende aus der Region Braunschweig. Die jungen Erwachsenen zwischen 17 und 18 Jahren hatten sich mit ihren Projekten durchgesetzt.

Sonja Brabandt, mit ihren Forschungen zur Glaubwürdigkeit von Wikipedia, Hannah Knerich und Clara Brakenbusch mit ihrem unsichtbaren Gift, Mustafa Eid, der sich mit dem Zuckergehalt in Limonade befasst hat, Louisa Schmadtke und ihre Experimente mit dem Rasterkraftmikroskop sowie Tim Rennebach und Felizia Räke, die den Straßenverkehr durch intelligent beleuchtete Kleidung für Radfahrer sicherer machen wollen (die BZ berichtete).

Drei Tage lang haben die jungen Forscher interessierten Besuchern ihre Projekte vorgestellt - teilweise gar auf Englisch. Nun haben sich die meisten von ihnen besonders schick gemacht, tragen Anzüge und Blazer. Grund dafür: An diesem Mittwoch steht die Ehrung der Landessieger an. Und damit nicht nur die Entscheidung, wer ein Preisgeld von bis zu 250 Euro erhält, sondern auch, welche Projekte es zum Bundeswettbewerb schaffen, der im Mai in Darmstadt ausgetragen wird.

 

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Bewertet hat eine 30-köpfige Jury, bestehend aus Lehrern, Wissenschaftlern und Vertretern der Wirtschaft. Kriterien unter anderem die Präsentation, die schriftliche Ausarbeitung sowie die wissenschaftliche Herangehensweise der Teilnehmer an ihre Projekte.

"Der Wettbewerb ist wichtig für die Wirtschaft", glaubt Daniel Osewold, Landeswettbewerbsleiter von "Jugend forscht". Beispiele, wie das Planungs- und Organisationstool "Isurf", dass mittlerweile von zahlreichen Schulen eingesetzt wird, würden zeigen, dass sich Ideen und Projekte aus dem Wettbewerb durchaus auch in der Gesellschaft etablieren könnten. Wie groß das Interesse der Schüler an "Jugend forscht" ist, zeigt die Statistik: So sei die Zahl der Anmeldungen, laut Osewold, in diesem Jahr um ganze 30 Prozent gestiegen.

Mit der Siegerehrung im alten Kuppelsaal des Aulagebäudes dann die Gewissheit: Beim Finale wird keiner der Braunschweiger dabei sein. Dafür gibt es aber gleich drei Zweitplatzierte: Die Teams Hannah Knerich und Clara Brakenbusch, Tim Rennebach und Felizia Räke sowie die Teilnehmerin Louisa Schmidtke. Für Rennebach und Räke gab es obendrein den Sonderpreis für Mobilität, Schmidtke wurde der Sonderpreis des Zonta Clubs Goslar St. Barbara verliehen. Sonja Braband erhielt darüber hinaus den Sonderpreis für Rundfunk,- Fernseh,- und Informationstechnik.

Die Teilnehmer zeigen sich zufrieden: "Wir hatten hier in Clausthal eine tolle Zeit und haben viele neue Menschen kennengelernt", sagt Clara Brakenbusch. Dass sie das Finale nicht erreicht habe, sei halb so wild. Ähnlich sieht das auch die 18-Jährige Louisa Schmidtke, die ihr Projekt in jedem Fall fortführen möchte. "Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf mein Abitur - dann wird weitergeforscht", sagt Schmidtke.

Fotos (3): Christoph Exner

Forschen ist für sie der Ausgleich zur Schule

Louisa Schmidtke gewinnt beim Regionalwettbewerb und wird Zweite beim Landeswettbewerb.

von Friederike Noske

Foto: Friederike Noske

Braunschweig."Traumberufe" - so lautet das Thema des Mottotags an der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule (HvF) in Braunschweig am Freitag vor den Osterferien. Die Abiturienten haben sich getreu dem Motto verkleidet. Eine Tradition kurz vor dem Abitur. Louisa Schmidtke ist eine von den Oberstufenschülern, die in ein paar Wochen das Gymnasium beenden werden. Welchen Traumberuf sie danach anstreben wird, das weiß die 18-Jährige jetzt noch nicht hundertprozentig. Eins steht für sie jedoch fest: Sie möchte in die Forschung!

Forschen ist ihre große Leidenschaft. "Eigene Projekte zu entwickeln und dann auch Ergebnisse zu erzielen, ist ein tolles Gefühl", schwärmt die 18-Jährige. "Ich denke, die Naturwissenschaften werden mich noch lange begleiten." Louisa belegt an ihrer Schule den Physik-Leistungskurs. Sie nahm in diesem Jahr außerdem zum ersten Mal am Wettbewerb "Jugend forscht" teil - und gewann beim Regionalwettbewerb in Braunschweig vor einigen Wochen in der Kategorie Physik den ersten Preis. "Ich habe mich riesig gefreut. Nicht nur über die Platzierung, sondern auch, dass ich mein Projekt danach noch weiter ausbauen und bekanntmachen konnte", erzählt sie.

Ihr Projekt, bei dem sie eigene Messspitzen für ein Rasterkraftmikroskop hergestellt hat, brachte ihr beim Landeswettbewerb in Clausthal am vergangenen Mittwoch dann den 2. Platz und einen Sonderpreis ein. Mit einem Rasterkraftmikroskop kann man die Oberflächenstrukturen von verschiedenen Proben auch in 3D sehen, erklärt Louisa. Die dafür notwendigen Cantilever - die Messspitzen - haben aber einen sehr hohen Verschleiß und müssen deswegen häufig ausgetauscht werden. "Ich wollte versuchen, eigene Messspitzen herzustellen, die effizienter sind." Mit ihren Ergebnissen ist sie zufrieden, fast schon überrascht, dass es so gut geklappt hat.

 

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In der 9. Klasse sei sie das erste Mal auf die Arbeit mit dem Rasterkraftmikroskop aufmerksam geworden. "Ich habe mich dann in einer Facharbeit näher mit dem Mikroskop beschäftigt." Seitdem begleitet sie die Forschung sowohl in als auch nach der Schule in ihrer Freizeit. Lernen für das Abitur, Theater spielen, einen Tanzkursus besuchen und nebenbei mit dem Rasterkraftmikroskop forschen - der Terminkalender der Schülerin ist voll. "Aber das Forschen ist manchmal sogar ein Ausgleich zur Schule für mich", verrät sie. Eineinhalb Jahre lang hat sie an der Entwicklung der Messspitzen gearbeitet.

Unterstützung bekam sie dabei auch von der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Diese stellt den Schülern der HvF ein Rasterkraftmikroskop für den Unterricht zur Verfügung. "Aber das Gerät ist kurz vor dem Wettbewerb kaputt gegangen",berichtet Louisa. "Ich durfte dann aber an die PTB kommen und meine Forschungen dort zu Ende führen. Das war toll, man hat sich extra Zeit für mich genommen." Auch Schulleiterin Ilona Gerhardy-Grotjan freut sich über die gelungene Zusammenarbeit und ist stolz auf den Erfolg ihrer Schülerin.

Enttäuscht, dass es in Clausthal nicht wieder für den ersten Platz gereicht hat, ist Louisa nicht. Im Gegenteil: "Gewinnen ist ja nicht alles", sagt sie selbstbewusst. "Ich werde auf jeden Fall in diesem Gebiet weiter forschen, aber für mich steht jetzt auch erst einmal das Abitur im Vordergrund."

Und danach? "Ich würde gerne Wirtschaftsingenieurwesen studieren", verrät Louisa. Die Region Braunschweig und auch die Technische Universität kämen für sie infrage. "Ich möchte auf jeden Fall weiterforschen. In meinem Projekt habe ich mich ja nur mit einem kleinen Anwendungsbereich beschäftigt - da ist noch sehr viel Potenzial."

Eine Kerze aus Palmin und Gänseschmalz

Zwei Mädchen haben ein Teelicht ohne Erdölprodukte entwickelt und bei "Schüler experimentieren" gewonnen.

von Andreas Eberhard

Foto: Andreas Eberhard

Braunschweig. Ein Drittel Gänseschmalz, zwei Drittel Palmin: Was wie der Beginn eines gehaltvollen Kochrezepts klingt, hat zwei Braunschweiger Schülerinnen den Regionalsieg bei "Schüler Experimentieren" eingebracht - in der jungen Sparte des Wettbewerbs "Jugend forscht". Die preisgekrönte Fettmischung ist der Brennstoff eines neuen Teelichts, das komplett ohne Erdöl auskommt.

Bis zum Regionalsieg Ende Februar war es für Judith Grabenhorst und Tanisha Muganzi Thiele ein langer Weg. Ausprobieren, messen und verbessern: Anderthalb Jahre lang experimentierten die Freundinnen in der Arbeitsgemeinschaft "Offenes Labor" des Braunschweiger Gymnasiums Gauß-Schule. Als sie zu forschen begannen, waren sie in der siebten Klasse, heute sind sie in der neunten.

Bevor sie im April zum Landeswettbewerb nach Oldenburg fahren, stellen sie unserer Zeitung ihre Neuentwicklung vor. Sie haben dafür extra eine Stunde frei bekommen. "Keine Sorge", sagt Chemielehrer Thomas Albrecht, der das "Offene Labor" leitet: "Den Stoff einer Stunde holen die locker nach." Während er den Versuch für seine nächste Chemiestunde aufbaut, erzählen die Mädchen von ihrem Experiment.

"Wir wollten ein alternatives Teelicht herstellen", sagt Judith. Da die meisten Teelichte heute aus dem Erdölprodukt Paraffin bestehen, entschieden die Beiden: "Unser Brennstoff soll ein nachwachsender Rohstoff sein." Bienenwachs kam wegen des Bienensterbens nicht in Frage. Daher konzentrierten sie sich auf Fette - "auch deshalb, weil man einfach und günstig an sie herankommt", erklärt Tanisha.

 

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Sie betankten ihre Versuchs-Teelichte mit Olivenöl und Margarine, mit Butter und Schmalz, entzündeten den Docht und beobachteten genau das Brennverhalten. Um die Ergebnisse zu vergleichen, ließen sie alle Teelichte exakt 30 Minuten brennen. Anschließend ermittelten sie den Gewichtsverlust. Mit einem Thermometer maßen sie den Temperaturunterschied einer Wassermenge, die während des Versuchs auf der Flamme gestanden hatte. Alles wurde sauber protokolliert.

Allmählich kristallisierte sich heraus, dass das Bratfett Palmin, das aus reinem Kokosfett besteht, gute Brenneigenschaften besitzt. "Die Temperaturdifferenz des Wassers war sehr gut", erzählt Judith, "nur leider war der Gewichtsverlust relativ hoch": Die Kerze aus Palmin brannte zu schnell herunter. Um den Brennvorgang zu verlangsamen, mischten die Mädchen Gänseschmalz darunter, denn "davon wussten wir bereits, dass der Gewichtsverlust beim Verbrennen geringer ist".

Für die Zeitung führt Judith das optimale Mischungsverhältnis vor. Auf der Laborwaage misst sie einen Teil Gänseschmalz und zwei Teile Palmin ab und gibt sie in das Blechschälchen. Tanisha entzündet den selbstgekordelten Baumwolldocht. Tatsächlich: Das Teelicht aus Speisefett brennt mit heller gelber Flamme - und das erstaunlich geruchsneutral.

Erst nachdem Tanisha die Flamme ausgepustet hat, riecht es dezent nach Gans. "Vielleicht haben wir uns mit der Zeit schon daran gewöhnt, so dass wir das kaum noch wahrnehmen", sagt Tanisha verlegen lächelnd und schlägt sofort vor: "Vielleicht könnte man mit natürlichen Duftstoffen noch ein bisschen am Geruch arbeiten."

Aber auch ohne Rosenduft ist ihr Lehrer Thomas Albrecht mächtig stolz auf die Beiden. "Ich habe noch keine Schülerinnen gehabt, die so eigenständig gearbeitet haben wie Tanisha und Judith. Das zu sehen, macht einen Riesenspaß - und wenn es dann auch noch erfolgreich ist, sowieso", sagt er.

Schüler entwickelt Motor-Ansteuerung

Paul Obernolte erreicht bei "Schüler experimentieren" den ersten Platz.

von Julia Popp

Foto: Julia Popp

Wolfsburg. Drehzahl, Wirkungsgrad, Bewegungsenergie, Wechselstrom - wenn Paul Obernolte sein Forschungsprojekt erklärt, scheint es, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Der 14 Jahre alte Wolfsburger entwickelte eine Ansteuerungstechnik für einen Drehstromelektromotor und gewann damit den ersten Platz beim 30. Regionalwettbewerb "Schüler experimentieren" in der Kategorie Technik. Jetzt tritt der Neuntklässler beim Landeswettbewerb in Oldenburg an.

Die Entscheidung für das Thema traf Paul im vergangenen Jahr. "Nach dem letzten Regionalwettbewerb habe ich mit den ersten Überlegungen begonnen", erklärt der junge Forscher, der bereits zum vierten Mal bei dem Wettbewerb dabei ist. Damals präsentierte er der Jury seinen selbst entwickelten Elektromotor - und belegte Platz zwei.

"Selbstständig anlaufen konnte der Motor damals nicht, weil ich zur Ansteuerung vergleichsweise einfache Bauteile aus der Tontechnik verbaut habe", erklärt der Nachwuchsforscher. Also beschloss Paul, die Ansteuerung zu automatisieren. Damit möchte er seinem Forschungsziel einen Schritt näherkommen: "Ich möchte herausfinden, wovon der Wirkungsgrad des Motors abhängt, damit ich diesen so effizient wie möglich bauen kann."

Der Wirkungsgrad messe das Verhältnis zwischen der zugeführten elektrischen Energie, also dem Strom, und der abgegebenen Drehbewegungsenergie, erklärt der Jungforscher. Wird viel Strom in ein System eingespeist, aber wenig Wärme abgegeben, sei der Wirkungsgrad besonders hoch. "100 Prozent wären perfekt, das ist aber unmöglich zu schaffen", weiß Paul.

Angefangen habe das Interesse an der Welt der Technik, als Paul eingeschult wurde, wie seine Mutter Elke Obernolte verrät: "Wir haben ihm damals das erste Lego-Technic-Set geschenkt." Mit den Baukästen baute Paul schon als kleiner Junge Autos und Flugzeuge. Das Interesse an Autos wurde auch durch seinen Vater bestärkt, der bei Volkswagen arbeitet.

Ein Jahr lang hat sich der wissbegierige Junge mit der Konstruktion seiner Motor-Ansteuerung beschäftigt: von der Planung über die Schaltpläne und den Bau der Elektronik bis hin zur Programmierung - der Schüler des Wolfsburger Theodor-Heuss-Gymnasiums entwickelte alles selbst. "Ich habe mir das Programmieren selbst angeeignet und Programm-Codes geschrieben", erzählt Paul. Dafür schaute er Tutorials im Internet an und durchforstete verschiedene Online-Foren. "Erst habe ich ein paar LED-Leuchten zum Blinken gebracht, später konnte ich sehr komplexe Bauteile ansteuern."

 

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Schritt für Schritt lernte er so auch alles über die Elektronik und erstellte eigene Schaltpläne. "Ich musste dafür auch lernen zu löten", sagt Paul. Im Internet ließ der Schüler seine selbst konstruierten Platinen - spezielle Leiterplatten - anfertigen. An diese lötete er weitere Bauteile. Parallel nahm er den Motor unter die Lupe und überprüfte die elektronischen Verbindungen.

Fast jedes Wochenende investierte er so in seine Forschungsarbeit. "Nebenbei lerne ich auch, wie man eine App programmiert", verrät der Schüler. Nur Forschen und Experimentieren - das ist aber nicht Pauls Ding. "Ich gehe gerne mit Freunden ins Kino, springe Trampolin und mache Kampfsport."

Vor dem Regionalwettbewerb überprüfte der Schüler dann die verschiedenen Einheiten seiner Ansteuerungstechnik. "Dabei habe ich ein paar Software-Fehler entdeckt - zum Teil auch ganz einfache", erzählt Paul, "zum Beispiel, dass ich beim Programmieren Punkt und Komma verwechselt habe." Eine Woche vor dem Wettbewerb brachte er den Motor erstmals automatisch zum Laufen. "Das hat erstaunlicherweise sofort funktioniert, obwohl es viele Fehlerquellen geben kann."

Ob der Schüler im kommenden Jahr dann beim Wettbewerb "Jugend forscht" mitmachen wird, weiß er noch nicht genau. Ein Projekt hätte Paul allerdings schon im Kopf: "Ich möchte an einer eigenen App arbeiten. Irgendwas in Richtung Car-Sharing." Und für die Zeit nach der Schule hat sich der Nachwuchsforscher auch schon einiges vorgenommen: studieren und bei einem Start-up-Unternehmen im Bereich E-Mobilität arbeiten. "Das Thema interessiert mich - auch in Bezug auf das Klima." Vorbild dafür sei Tesla-Chef Elon Musk, der den Markt mit seinen E-Autos stark beeinflusst. "Seine Innovationen interessieren mich und auch, wie er die Welt verändert." Das könne sich auch Paul vorstellen: "Ich möchte helfen, die Mobilität neu zu definieren."

Der 14-jährige Paul Obernolte aus Wolfsburg siegt zweimal

Er wird Landessieger im Wettbewerb "Schüler experimentieren" in zwei Disziplinen.

Wolfsburg. Die Landessieger des Experimentierwettbewerbs "Jugend forscht" stehen fest: Die Schülerinnen und Schüler wurden jetzt in Oldenburg ausgezeichnet. 47 Projekte hatten es in den Landesentscheid geschafft.

Zu den gekürten Siegern im Oldenburger Staatstheater gehörte auch der 14-jährige Paul Obernolte aus Wolfsburg: Der Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums erreichte den ersten Platz in der Kategorie Technik und den ersten Preis für das beste interdisziplinäre Projekt.

Der Neuntklässler entwickelte eine Ansteuerungstechnik für einen Drehstromelektromotor für den Wettbewerb. Er ist der einzige Schüler aus unserer Region, der preisgekrönt wurde.

746 Schüler im Alter von 9 bis 14 Jahren haben in Niedersachsen in der Juniorensparte an "Jugend forscht" teilgenommen. Ihre wissenschaftlichen Projekte stellten sie im Vorfeld des Landesentscheids in acht Regionalwettbewerben vor. 47 Forscherteams mit zusammen 88 Schülern schafften es in den Landesentscheid, der unter dem Motto "Spring!" bereits zum 15. Mal stattfand.

Die Arbeiten der jungen Forscher in sieben naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Disziplinen wurden von einer jeweils vierköpfigen, fachkundigen Jury begutachtet.

Überzeugen mussten die Teams nicht nur mit ihren Untersuchungen und Experimenten, sondern auch mit der Präsentation ihrer Arbeiten.

Die Sieger konnten sich über Geld- und Sachpreise freuen. Die ersten Plätze wurden mit je 150 Euro dotiert, darüber hinaus gab es zweite und dritte Plätze sowie Sonderpreise.

Fazit

So erfolgreich waren Schüler aus der Region im Vergleich zum Vorjahr

Statistik der Sieger Regionalwettbewerb Braunschweig 2017 2018
Teilnehmer 108 112
Projekte 62 67
Sieger (ausschließlich 1. Platz) 11 x 1. Preis 11 x 1. Preis (möglich: 14)
Teilnehmer am Landeswettbewerb Schüler experimentieren (SchüEx) aus der Region 9 8
Projekte beim Landeswettbewerb SchüEx aus der Region 6 6
Sieger beim SchüEx aus der Region 1 x 2. Platz 1 x 2. Platz
2 x 1. Platz
Teilnehmer am Landeswettbewerb Jugend forscht (JuFo) aus der Region 8 7
Projekte beim Landeswettbewerb JuFo aus der Region 5 5
Sieger beim Landeswettbewerb JuFo aus der Region 1 x 3. Platz
1 x 2. Platz

3 x 2. Platz

Besonders erfolgreich:

  • Paul Obernolte hat zum 4. Mal teilgenommen, den 1. Platz beim Landeswettbewerb Schüler experimentieren und den Sonderpreis für das beste interdisziplinäre Projekt erhalten
  • Sonja Braband hat zum 6. Mal teilgenommen, den 1. Platz beim Regionalwettbewerb Braunschweig und den Sonderpreis Rundfunk-, Fernseh- und Informationstechnik beim Landeswettbewerb erhalten

Stiftung fördert junge Forscher

Fragen an Christoph Schulz, stellvertretender Vorsitzender der Braunschweigischen Stiftung

Interview: Luitgard Heissenberg

Warum richtet die Braunschweigische Stiftung seit 2016 den Regionalwettbewerb "Jugend forscht" aus?

 

Anknüpfend an die hohe Bedeutung des Forschungsstandortes Braunschweig möchte die Stiftung wissenschaftliche Inhalte vermitteln und für einen nachhaltigen Transfer in die Praxis sorgen. Als Pateninstitution freuen wir uns, wenn die Kinder und Jugendlichen sich frühzeitig für Fragen aus der Forschung begeistern.

 

Wie profitieren die teilnehmenden Schüler?

Durch die Förderung hilft die Stiftung dabei, dass sich die Wettbewerbsteilnehmer mit Fragestellungen aus der praktischen Forschung auseinandersetzen. Für die Kinder und Jugendlichen schaffen wir so Raum und Rahmen, in dem sie sich ausprobieren und die Ergebnisse in hoher Qualität präsentieren können.

 

Was ist aus den Siegern der Wettbewerbe geworden - können Sie uns ein Beispiel für einen besonderen Erfolg nennen?

Ein Gewinnerteam vom Regionalwettbewerb 2016 hat nicht nur den Landeswettbewerb gewonnen, sondern beim Bundeswettbewerb den 2. Platz belegt. Das ist wirklich nicht alltäglich und ein grandioser Erfolg.

 

Wie hoch ist die jährliche Fördersumme der Stiftung für den Wettbewerb?

Die Stiftung bringt nicht nur einen sehenswerten fünfstelligen Betrag auf, sondern stellt zudem Personal und Know-how für die Organisation zur Verfügung. Zusammen mit der Infrastruktur, die die langjährige Pateninstitution Braunschweigische Landessparkasse (1989-2015) zur Verfügung stellt, können wir einen hochwertigen und bestens organisierten Regionalwettbewerb garantieren.

Foto: Braunschweigische Landessparkasse

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