Freiheit und Determination

Sind wir frei?

Gliederung

  • Freiheit? Determination? - Begriffsklärung
  • Wodurch sind wir denn determiniert?
  • Freiheit - In der Christlichen Ethik
  • Freiheit - Philosophisch betrachtet
  • Freiheit - Naturwissenschaftlich betrachtet
  • Sind wir frei?
  • Quellen
  • Fragen?

Freiheit? Determination?

Begriffsklärung

Freiheit

Ursprünglich: 

Zur Unterscheidung von Sklaven und Bürgern

 

Seit der Aufklärung:

- Individualität und Freiheit sind verbunden

- Für ein Individuum muss es mehr geben als reines    funktionieren

-Freiheit als Autonomie (Selbstbestimmung)

Willensfreiheit:

Fähigkeit des Menschen ein Ziel von selbst anzustreben

 

Handlungsfreiheit:

Die Fähigkeit seinen Willen auszuführen

 

 

Voltaire

Der Wille ist nicht frei, aber die Handlungen sind es.

 

Denn:

Jedem Willen liegt eine Idee zugrunde, die wir begründet umsetzen möchten.

=> "wollen wollen" ist nicht möglich

     (Wirkung ohne Ursache)

 

Freiheit ist die Macht zu tun was man will.

Jean-Jaques Rousseau

Man kann durch äußere Umstände nicht immer seinen Willen in die Tat umsetzen.

=> Die Handlungen sind nicht frei

Frei ist man trotzdem durch sein Gewissen, da dieses einem die eigenen Schwächen vorwirft.

Unfreiheit ergibt sich nur wenn man verlottert und das Gewissen durch Faulheit daran gehindert wird seine Arbeit zu tun.


Abgabe der Freiheit an gewählte Repräsentanten in Form des Gesellschaftsvertrages.

Determinismus

 

Auffassung, dass Entscheidungen Einfluss auf die Zunkunft haben, durch vorhergegangene Ursachen aber bereits determiniert, also bestimmt sind.

 

Alle Handlungen sind Teil einer Kausalitätskette

=> alle Handlungen können vorhergesagt werden

 

Es herrscht Heteronomie (Fremdbestimmung)

Harter Determinismus:

Jede geschehende Handlung ist so determiniert, dass sie unausweichlich ist, somit trägt keiner die Verantwortung.

 

Weicher Determinismus:

Der Mensch hat eine gewisse Wahl und Enscheidungsfreiheit. Die Ursachen seines Handelns sind allerding determiniert.

Wodurch sind wir denn determiniert?

Grundsätzlich

Weite Teile unseres Lebens liegen nicht in unserer Hand.

Sie sind unter anderem bestimmt durch...

  • genetische Faktoren
  • biografische Faktoren
  • soziale Faktoren
  • geografische Faktoren
  • historische Faktoren
  • evtl. Gott?

Rollengefüge:

Soziologie: Jeder Mensch spielt eine oder mehrere Rollen

 

Dies ist der Fall da jede Gemeinschaft unterschiedliche Konventionen und Normen hat denen wir uns beugen müssen.

Rolle:

  • Komplex aus erwarteten Verhaltensweisen
  • dient zum reibungslosen funktionieren des Zusammenlebens

 

Man ist ihnen aber nicht willenlos unterworfen sondern kann sich auch davon distanzieren => Freiheit?

Industrielle Gesellschaft:

  • Industriekonzerne sind wichtige politische Werkzeuge
  • alles wird immer schneller und größer angelegt
    • keine Rücksicht auf den Einzelnen
    • Massenproduktion <=> Massenbedürfnisse
  • eingepasste Funktion des Einzelnen
    • wer nicht schritt hält wird "wegrationalisiert"
  • Selbst erwählte Identität wird durch Status und Karriere getauscht

Freiheit

In der Christlichen Ethik

Augustinus von Hippo

Frühe Prädestinationslehre:

Mensch hat freien Willen aber Gott weiß ihn schon vorher.

=> Unfreiheit des Menschen Gott gegenüber

 

Freier Wille des Menschen unabdingbar, da er sonst für seine Taten verantwortungslos und die Existenz von Himmel und Hölle sinnlos wäre.

 

Frage nach der Herkunft des Bösen bleibt unklar

Martin Luther

Der Mensch ist durch die Erbsünde grundsätzlich schlecht.

 

Erlösung kann er nur durch die Gnade Gottes, und somit durch seinen Glauben erreichen.

=> Verzicht auf freien Willen, Unterwerfung unter Gottes Willen

 

Freiheit als Freiheit von allen Sünden, Gesetzen und Geboten nur gebunden an Nächstenliebe.

Freiheit

Philosophisch betrachtet

Aristoteles

Aristoteles unterscheidet:

  • unfreiwillige Handlungen durch Gewalt aber mit Reue
  • unfreiwillige Handlungen ohne Reue
  • freiwillige Handlungen

 

Dabei trägt man die Verantwortung für freiwillige Handlungen als auch für unfreiwillige Handlungen ohne Reue.

 

Freiwillige Handlungen = freie Handlungen

Die Stoa

Für die Stoiker bestand die Wirklichkeit nur aus passiver Materie, deren aktiver Ursprung (Logos) der göttlichen Vernunft entsprach.

Die Welt ist durch das Schicksal und göttliche Vorsehung determiniert.

Freiheit ließ sich nur erlangen indem man sich freiwillig den Umständen, also dem Schicksal und der göttlichen Ordnung unterwarf.

Stoische Ideale:

  • Apathie (Leidenschaftlosigkeit)
  • Autarkie (Selbstgenügsamkeit)
  • Ataraxie (Seelenruhe)

Handlungen werden von äußeren Dingen hervorgerufen, ihre Ausführung liegt trotz allem beim Menschen

=>Freiheit

Epikur

Höchste Gut: Lust

wahres Glück: Sieg über die Furcht => heitere Ruhe

 

materialistische Weltansicht:

Die Welt besteht aus Atomen. Die Willensfreiheit des Menschen resultiert aus der Bewegungsfreiheit der Atome, da auch der Mensch und seine Seele aus Atomen bestehen.

 

Die Götter sind übernatürliche und glückliche Wesen, die keinen Einfluss auf die Welt nehmen. 

=> volle Verantwortung des Menschen

Ideal ist wieder die Ataraxie, diese führt zu Freiheit, indem die Vernunft über die Triebe siegt. Siegen die Triebe führt das zu Wahn und unbegründeten Ängsten, die wiederum zu falschen Affekten und Schmerz führen.

 

Epikur versucht daher die Menschen von Angst zu befreien:

Bsp.: Angst vor dem Tod

Lebender Mensch => Tod nicht existent => keine Angst

Tod existent => Mensch nicht existent => keine Angst

Immanuel Kant

Nach Kant wird der Mensch durch seine Vernunft determiniert.

Instanz die das Sittengesetz gibt:

Vernunft

Instanz die Forderungen vernimmt:

Vernunft

=> freier Wille als Wille unter den sittlichen Gesetzen

=> Freiheit als Freiheit zur Vernunft

Desweiteren unterscheidet Kant zwischen dem Sinnenwesen und dem Vernunftswesen des Menschen. Nur letzteres ist autonom.

Arthur Schopenhauer

Wille = grundloser, zielloser und blinder Drang

 

Unsere Realität (Erscheinungswelt) existiert nur so weit wie unsere Vorstellung reicht.

Der Vorstellungswelt zugrunde liegt unser Wille.

=>Unser Wille prägt unser Handeln genau so wie unsere Realitiät

 

Wille erzeugt ständig neue Bedürfnisse, diese werden nicht immer befriedigt

=> Leiden und Schmerz

 

Mensch ist durch Wille determiniert.

Freiheit ist nur durch die Fesselung und Brechung des Urwillens möglich.

=> durch den Charakter eines Menschen

=> der Mensch hat an sich keine Willensfreiheit

 

Unterscheidung:

  • Willensregung = velleitas
  • zur Tat führender Wille = voluntas

"Wollen wollen" ist nicht möglich, da der Wille immer auf Ursachen bzw. Motiven beruht, wenn diese eintreten kann man auch nicht anders als den Willen zu befolgen.

Der Charakter eines Menschen entspricht diesen Ursachen.

Jean-Paul Sartre

Vertreter des Existenzialismus

Weitere Vertreter:

  • Kierkegaard:
    • ​Höchste Gut des Individuums:
      • ​Erkenntnis seiner eigenen einmaligen Bestimmung
      • Freie Existenzwahl des Menschen
  • Friedrich Nietzsche:
    • ​Jedes Individuum muss selbst entscheiden was sittlich ist

Hauptaufgabe des Seins: Schaffung des eigenen Wertesystems

 

Mensch ist zuerst nur Existenz an sich.

Aber: Der Mensch hat ein Bewusstsein und kann sich dadurch vom reinen Sein trennen.

Bewusstsein = Abstand zum Sein => Freiheit

 

Da der Mensch sein Bewusstsein nicht los werden kann ist er immer dazu gezwungen auf seine Umwelt zu reagieren und ist somit zur Freiheit gezwungen. 

 

Bewusstsein macht jede Handlung zu Entscheidung.

Der Mensch lebt unter bestimmten Bedingungen

=> Freiheit != Beliebigkeit oder Willkür

                 = Selbstbestimmung durch Wahl

 

Eigenständige Pläne des Menschen <=> Faktizität

=> Situation

 

Freiheit ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Faktizität und Transzendenz (übersteigen des Gegebenen durch Entwürfe)

=> Freiheit ist am größten in sogenannten Grenzsituationen

Freiheit

Naturwissenschaftlich betrachtet

Pierre Simon de Laplace

Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen Zeitpunkt alle in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in der selben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen liegen. 

Max Planck

Freiheit kommt auf den Standpunkt an:

Objektiv Wissenschaftlich:

Der Wille ist Kausal gebunden, eine fast göttliche Intelligenz wäre in der Lage, die logische Kausalkette sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft zu verfolgen.

Subjektiv Persönlich:

Da der Mensch sich frei fühlt, ist er auch frei.

Werner Heisenberg

Heisenbergsche Unschärferelation:

Es ist unmöglich, Ort und Impuls eines Teilchens gleichzeitig mit beliebiger Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.

Man muss entweder die eine oder die andere Größe messen.

 

=> Determination ist nicht physikalisch zu  beweisen

Aussagen über den exakten Zustand eines Systems sind nur statistisch machbar.

Die Chaostheorie

Viele Prozesse sind grundsätzlich nicht vorhersagbar, da die Natur zu Chaos tendiert, minimale Abweichungen beim Versuch das System dabei zu beschreiben es aber unmöglich machen den Endzustand des Systems festzustellen.

 

Bsp.: Wettervorhersage (Minimale Messfehler, siehe Heisenberg)

Genetik und Vererbung

Vererbungslehre nach Mendel:

  • Gene immer paarweise
  • bei der Ausbildung von Geschlechtszellen werden sie getrennt und zufällig verteilt
  • bei der Befruchtung werden sie wieder kombiniert und es bilden sich neue Merkmale aus

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=> Individualität => Freiheit

=> Darf durch Genetik oder Klonen nicht angetastet werden!

 

Zeigt massive Determination durch die menschlichen Anlagen, weckt aber auch den Wunsch diese Determination zu untergraben durch gezielte manipulation.

Und jetzt der Schock:

Neurobiologie

Benjamin Libet

Versuch:

Grundlage:

Bereitschaftspotenziale, entdeckt von Hans Kornhuber, 1 bis 1/2 Sekunde vor einer Bewegung 

Gedanke:

Nur wenn der Wille vor dem Bereitschaftspotenzial verspürt wir kann er erstes der Geschehniskette und somit absolut frei sein.

Versuchsaufbau:

Proband dessen Gehirnpotenziale gemessen werden, Stoppuhr die der Proband betrachten kann, Aufforderung an den Probanden irgendwann den kleinen Finger zu bewegen. Anschließende Frage wann der Wille dazu verspürt wurde.

Ergebnis:

Der Wille den Finger zu bewegen wurde durchschnittlich 1/5 Sekunde vor der Bewegung wahrgenommen.

ABER: Das Bereitschaftspotenzial war zu diesem Zeitpunkt schon voll aufgebaut...

=> Wille ist nicht das erste Glied der Kausalkette

 

Theorie:

Der freie Wille könnte sich aus der Möglichkeit des Menschen eine Handlung im letzten Moment zu stoppen ergeben.

Sind wir frei?

Willensfreiheit

Peter Bieri:

Ein großer Teil der Ratlosigkeit hat mit der Neigung zu tun dem Problem der Willensfreiheit zu schnell eine ganz abstrakte Form zu geben. Es geschieht dabei leicht, das wir die konkrete Erfahrung, die mit dem Begriff der Willensfreiheit eingefangen werden soll, aus dem Blick verlieren.

Max Planck:

Bei der Selbstbeobachtung handelt es sich ja nicht darum, dass wir frei sind, sondern darum, dass wir uns frei fühlen. Mag man diese Art von Freiheit als eine Illusion bezeichnen. Dann ist aber überhaupt jedes Gefühl eine Illusion. Denn auch Gefühle lassen sich nicht objektiv-wissenschaftlich erfassen, sie können nur persönlich erlebt werden, sie sind unmittelbar gegeben und tun ihre Wirkung, einerlei wie von andern über sie geurteilt wird.

Handlungsfreiheit

Relativ klar:

Hat man oder hat man nicht, ist sehr stark durch äußere Umstände determiniert, da menschliches Handeln in keinem Falle willkürlich ,oder wenn dann nicht grundsätzlich sondern immer nur über Umwege, statt finden kann.

Trotz allem gilt:

Verantwortung tragen wir in jedem Fall...

Wer gerecht und fair behandelt werden möchte, akzeptiert somit die Regeln seiner Gesellschaft und diese verlangt von ihren Mitgliedern moralisches Verhalten.

Handeln ist mit subjektiv empfundener Freiheit eng verbunden, da wir Freiheit empfinden und auf dieser Basis handeln sind wir für unser gesamtes Handeln uns und der Gemeinschaft gegenüberverantwortlich.

Quellen

Informationen:

  • Schulbuch: Standpunkte der Ethik
  • Abitur-Wissen Ethik, Freiheit und Determination, Gertraud Nickl, Stark Verlag
  • Folge dem weißen Kaninchen in die Welt der Philosophie, Philipp Hübl, Rowohlt Taschenbuchverlag
  • GEO Ausgabe 1, Januar 2003

Bilder

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