Barrierefreie PDFs
Stefan Brechbühl
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Ein Dokument gilt als barrierefrei, wenn sein Inhalt jedermann zugänglich ist, und nicht lediglich Menschen mit guter Sehkraft, die in der Lage sind, eine Maus zu benutzen.
— Adobe Handbuch
Barrierefreiheit
Barrieren
- Sehbehinderung
- Motorische Behinderung
- Lese-/Rechtschreibeschwäche
- Gehörlosigkeit (PDFs i. d. R. nicht betroffen)
Sehbehinderung
- Geschätzt 320'000 Sehbehinderte in der Schweiz davon gelten 10'000 als blind
- Geläufige Umschreibung: Wer Zeitungsdruck auch mit Korrektur nicht lesen kann
- Andere Formen als Nicht-Scharfsehen
- Gesichtsfeldausfälle, Tunnelblick
- Doppelbilder, Flimmern, Blitzen oder Blendungen
- helle Punkte, verschleierte, verschwommene oder verzerrte Bilder
Farbensehschwäche
-
Häufigste Form ist die Rot-Grün-Sehschwäche
-
betroffen sind rund 8 % Männer und 0,5 % Frauen
-
weit seltener ist die Blau-Gelb-Sehschwäche
Farbenblindheit
-
Achromatopsie
-
nur in Hell/Dunkel
- sehr selten (ca. 1/40'000)
Stephen Hawking
by Doug Wheller CC BY 2.0
Motorische Behinderung
- nur beschränkt oder gar nicht möglich die Maus und Tastatur zu bedienen
- infolge Krankheit oder Unfall
Lese-/
Rechtschreibeschwäche
- Dyslexie, Legasthenie
- Komplizierte / unverständliche Texte
- Fremdsprache
Gehörlosigkeit
- PDF-Dokumente in der Regel nicht betroffen
- Multimediale Inhalte benötigen
- Audiodeskription
- Film-Untertitel
- Gebärdensprach-Videos
Assistive Technologie (AT)
- Screenreader (Bildschirmlese-Software)
- Braille-Zeile
- Bildschirmvergrösserung
- Sprachsteuerung
- Spezialmäuse und -tastaturen
- Augen-, Mund-, Sprachsteuerung
René Jaun's braille display
von visualpun.ch CC BY SA 2.0
Assistive Technologie (AT)
Zielgruppe(n)
- Menschen mit verschiedensten Behinderungen
- Alle Menschen ohne körperliche Behinderung
- Höhere Kompatibilität
- Usability (Benutzbarkeit)
- Bessere Nutzbarkeit auf mobilen Geräten
- Suchmaschinenoptimierung
PDF/UA
-
Internationaler PDF-Standard ISO 14289-1
-
UA = Universal Accessibility
-
Veröffentlichung 2012
-
richtet sich vor allem an Softwareentwickler
-
basiert auf WCAG 2.0 für Webangebote
Schweizerisches Recht / Richtlinien
Grundanforderungen
- Grundanforderungen Text
- PDF-Tags
- Lesenreihenfolge
- Alternativtexte
- Links & weitere Navigationsmittel
- Spracheinstellungen
- Sicherheitseinstellungen
Grundanforderungen Text
- Text nicht als Bild (OCR Scannen)
- Schriften einbetten
geben einzelnen Inhaltsteilen eine Bedeutung, welche Sehende vielfach durch visuelle Eigenschaften erkennen würden.
- standardisierte Inhaltsmarkierungen
- erzeugen logische Dokumentstruktur
- seit Adobe Acrobat 5
- Voraussetzung für den Zugriff durch AT
PDF Tags
PDF Tags
Container
<Document> / <Part> / <Div> / <Art> / <Sect>
Überschriften
<H> / <H1> / <H2> / <H3> / <H4> / <H5> / <H6>
Absätze
<P>
PDF Tags
Beschriftungs-/Listenelemente
<L> / <LI> / <LBL> / <LBody>
Sondertextelemente
<BlockQuote> / <Caption> / <Index> / <TOC> / <TOCI>
Tabellenelemente
<Table> / <TR> / <TD> / <TH>
PDF Tags
Elemente auf Zeilenebene
<BibEntry> / <Quote> / <Span>
Sonderelemente auf Zeilenebene
<Code> / <Figure> / <Form> / <Formula> / <Link> <Note> / <Reference>
Lesereihenfolge
- Insbesondere aus DTP-Programmen
- Reihenfolge der Tags = Lesereihenfolge für AT
- Reihenfolge Acrobat Menü = Umfliessen
Alternativtexte
- Bilder und Grafiken benötigen Alternativtext
- Beschreibt was im Bild zusehen ist
- Kann / Soll sich von <Caption> unterscheiden
- Dekorative Bilder als Artifact
Links & weitere Navigationsmittel
- Korrekte in- und externe Verlinkung
- Überschriftenhierarchie H1 bis H6
- Lesezeichen
- Verlinktes Inhaltsverzeichnis
- weitere Arten von Verzeichnissen
- Fuss-/Endnoten
Spracheinstellungen
- Steuert nicht nur Rechtschreibung und Silbentrennung sondern auch die Sprachausgabe
einer AT - Spracheinstellung des Dokuments
- Spracheinstellung einzelner Tags
Sicherheitseinstellungen
- Dürfen AT nicht beeinträchtigen
- Falls Passwortschutz nötig = Option:
Textzugriff für Bildschirmlesehilfen für Sehbehinderte aktivieren
Wo optimieren?
- Wird das Quelldokument optimiert oder werden alle Korrekturen im PDF vorgenommen?
- Jeder Fall eigenständig beurteilen
- Werden Optimierungen im Quelldokument vorgenommen, kann teils massiv Zeit eingespart werden, falls
- Korrekturen des Quelldokuments anfallen
- das Quelldokument als Vorlage verwendet wird
- technische / maschinelle Prüfung
- umfangreichstes, momentan verfügbares
Prüftool ist PAC 2
- umfangreichstes, momentan verfügbares
- interaktive / semantische Prüfung
- Prüfung mit AT
- Tag-Überprüfung in Acrobat
- Screenreader-Vorschau von PAC 2
- oder ähnliches
Barrierefreie Prüfung
Quelle: access4all.ch
PAC 2
Optimierungen in Adobe Acrobat
Dokumenteigenschaften
Registerkarte Tags
TouchUp-Leserichtung
Tab-Reihenfolge
Optimierungen in Microsoft Word
Formatierungen
- (Standard-)Überschriften 1–6
(falls andere: Ebenenstruktur beachten) - Listen
- Tabellen
- keine Blindzeilen / Leerzeichen zur Ausrichtung
- usw.
Alternativtexte
Dokumenteigenschaften
Exporteinstellungen
Optimierungen in Adobe InDesign
...und mithilfe des Plugins MadeToTag
Container / Reihenfolge
Container / Reihenfolge
Tag zuordnen
Tag zuordnen
Dateiinformationen
Dateiinformationen
Spracheinstellungen
Spracheinstellungen
Alternativtexte
Alternativtexte
Tabellen
Tabellen
Vorteile MadeToTag
- Kennzeichnung als Artifact was in keinem
Artikel ist - Tabellenzeilen als Überschriftenzelle
- Live-Überprüfungsmöglichkeiten
- behebt Fehler bei verankerten Texten
- weitere Features
- besserer Output als Standard-Export
Auf dem Weg zu einer chancengleichen, barrierefreien Informationsgesellschaft haben wir bereits einiges erreicht.
Aber wir können mehr – zeigen wir es!
— Bundesrätin Doris Leuthard in der Schweizer Accessibility-Studie 2011
Barrierefreie PDFs
By Stefan Brechbühl
Barrierefreie PDFs
Welche Barrieren gibt es? Was ist der PDF/UA Standard und welche Richtlinien gibt es? Was sind die Grundanforderungen eines barrierefreien PDFs? Wie optimiere ich innerhalb von Acrobat, Word und InDesign?
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