Daniel Meyer zu Gellenbeck
Religionslehrer und Referent Bischöfliches Generalvikariat Münster meyer-zu-gellenbeck@bistum-muenster.de
Religionspädagogische Ausbildung
und Religionspädagogik
digital und analog
Schwerpunkt:
mit Kunst zu Dir und mir
Sie verfügen über einen Überblick bilddidaktischer Begründungsstrukturen
indem Sie Kunst begegnen,
sie herstellen
und dies für sich
und im Blick auf die eigene religionspädagogische Praxis reflektieren
und indem Sie theoretische Argumentationen „begutachten“
ZIELE
Donnerstag:
9:30 Beginn, Ablauf, Ziele
9:40 Warming up in KG
10:10 Basics Bilddidaktik
(bis max. 12:30)
15:00 Kleingruppen Session I
16:15 Kleingruppen Session II
(bis ca. 18:00)
18:30 Abendgebet
Freitag:
9:30 Einführung in die Hausarbeit
(bis max. 11:30)
9:40 Warming up in KG bis max 10:10
Theorie
Basics Mediendidaktik
"Kunst wird erst dann interessant,
wenn wir vor irgendetwas stehen,
das wir nicht gleich restlos erklären können."
Christoph Schlingensief
Ein didaktischer Selbstversuch
Sie sehen zweiman das selbe Bild.
In unterschiedlichen "Darreichungsformen".
Welches ist (am ehesten) Ihres?
Bleiben Sie bitte dort stehen und nehmen Sie sich einen Moment für das Bild.
Entdecken Sie es für sich.
Nach eine gewissen Zeit zeigen wir uns gegenseitig im Plenum Dinge, die wir im Bild entdeckt oder mit dem Bild erlebt haben.
Ein Experiment:
Betrachten Sie das folgende Bild.
Was fällt Ihnen auf?
Möglicherweise fällt das "attachment" und die Bereitschaft zur Reflexion deshalb nicht so leicht, weil die Hinführung und die Aufgabenstellung
zu unkronkret war.
Das sagt aber nichts über die Qualität des Bildes oder die Frage nach (moderner) Kunst aus.
Ich sehe...
Ich fühle...
Ich vermute...
Das wäre mein Titel für dieses Bild:
Altkanzler Helmut Schmidt zog sich bei seinen Reisen nach New-York regelmäßig für eine halbe Stunde zurück, um im Metropolitan Museum auf ein Bild zu schauen.
Was mag ihn dazu bewogen haben?
El Greco - Toledo (1599)
Was unterscheidet diese Bilder voneinander?
Was verbindet Sie?
Grafik-Design / Illustration |
Kunst |
„All jene designen, die in die Geschicke der Abläufe eingreifen um Bestehendes zum
intentional |
Kunst als Ausdrucksform der Interaktion des Künstlers mit sich und dem Bild/Objekt
durch Extension offen deutbar |
Design muss verstanden werden, |
Kunst kann persönlich bedeutsame Erträge beim Betrachter entstehen lassen (konstruktiv) |
Auf den zweiten Blick: |
neue Perspektiven werden fortlaufend möglich |
eher die Bedienungsanleitung |
eher die Poesie |
Was heißt das für den RU? |
Was heißt das für den RU?
|
Grafik-Design / Illustration |
Kunst |
„All jene designen, die in die Geschicke der Abläufe eingreifen um Bestehendes zum
intentional |
Kunst als Ausdrucksform der Interaktion des Künstlers mit sich und dem Bild/Objekt
durch Extension offen deutbar |
Design muss verstanden werden, |
Kunst kann persönlich bedeutsame Erträge beim Betrachter entstehen lassen (konstruktiv) |
Auf den zweiten Blick: |
neue Perspektiven werden fortlaufend möglich |
eher die Bedienungsanleitung |
eher die Poesie |
IST DIE HIMMELSLEITER ILLUSTRATION? |
IST DIE HIMMELSLEITER KUNST?
|
„Denn ein Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Ich glaube nicht, dass es einen besseren Weg gibt.
Man hält sich an das, was sich nicht verändert,
und schöpft damit das immer Veränderliche aus.
Bilder sind Netze,
was auf ihnen erscheint, ist der haltbare Fang.
Manches entschlüpft und manches verfault,
doch man versucht es wieder, man trägt die Netze mit sich herum, wirft sie aus, und sie stärken sich an ihren Fängen.
Es ist aber wichtig, dass diese Bilder auch außerhalb vom Menschen bestehen,
in ihm selbst sind sie der Veränderlichkeit unterworfen.“
Elias Canetti, Die Fackel im Ohr. Lebensgeschichte 1921-1931. Frankfurt a. M. 2015 (ungekürzte Ausgabe 1982), S. 110.
„Moderne Kunst ist doch eh nur was für Gymnasiasten!“
Kunst als Kunst einsetzen?
Wie?
Sessions
Mediendidaktik im RU
ausprobieren - weiten - einsetzen
Sessions
Themenbereiche | |
---|---|
Session A) Bilddidaktische Unterrichtsprojekte “Ich und mein Selfie - (n)ever changing story” (9. Klasse) -“Jesus an der WvS” (Klasse 7) - "Schöpfung: kreativ – partizipativ – transformativ– medial – digital" Podcasts -Sichtbar/Unsichtbar |
S4 |
Session B) Arbeit mit Pop-Music/-Videos im Religionsunterricht und/oder Arbeiten mit und Erstellen von Wimmelbildern im RU (GS/Sek. I) |
KSHG |
Session C) Gott am Fenster – transluzente Gottesbilder |
S5 |
Theorie
Thesen zur Mediendidaktik
im Gespräch
Popularkulturelles Lernen
Der Blickwinkel, „Gott in allen Dingen zu sehen“ (Ignatius von Loyola), befreit von einer Einengung einer religiösen Spurensuche auf einen konfessionellen Fokus.
Die religionspädagogische Alltagsdeutung insbesondere in Popularmusik, Filmen, Serien und virtuellen Medienwelten will ein Gespür für die Möglichkeit, Transzendenz im Banalen und Alltäglichen zu entdecken, vermitteln.
Der Erfahrungsvorsprung der Kinder und Jugendlichen und die Wahrnehmungs- und Differenzierungskompetenz der Lehrenden können sich hier synergetisch verschränken.
(vgl. Mendl, 2015)
Ästhetisches Lernen I
Angesichts einer wortreichen Schule und einer allgemeinen Reizüberflutung wird hier für einen für einen RU votiert, in dem SchülerInnen das sinnenhafte Wahrnehmen, Deuten und Gestalten in Achtsamkeit und Verlangsamung neu lernen.
Solch ästhetisches Lernen ist das Tor zu inneren Welten und eröffnet Zugang zu religiösen Sehweisen auch der sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit (aisthesis).
Es ermöglicht tiefere Auseinandersetzungen mit Sinn- und Glaubensfragen sowie ein neues Handeln. (vgl. Hilger 1997)
Ästhetisches Lernen II
Es gilt die bilddidaktische Grundregel:
Bilderfahrung als ästhetische Erfahrung ist immer aktuelle Erfahrung. Auch da, wo die Erstbegegnung schon lange zurückliegt oder das Bild als „alter Bekannter“ grüßt.
Das Prinzip der Aktualität und - damit verbunden – der Prozessualität der Kunsterfahrung, nämlich ihres Vollzugs in der Zeit und als Zeit, nämlich als Anschauungszeit, gilt für die Kunst der Vergangenheit ebenso wie für die Kunst der Moderne und der Gegenwart. (Burrichter, 221)
Symbolorientiertes Lernen
Es besteht „eine Entsprechung zwischen Glauben und Leben (...), die im Vorgang der Symbolisierung zum Ausdruck kommt. Glaubensinhalte sind durch eine Symbolstruktur gekennzeichnet. Nach dem Modell der Analogie und Differenz werden die selbstgebildeten und gesellschaftlich vermittelten Symbole im Erfahrungsbereich der Lerngruppe und die biblisch-christlichen Symbole mit ihrer Provokation in einen spannungsvollen Zusammenhang gebracht.
Didaktisch gesehen geht es dabei um den Prozess wechselseitiger Erschließung, um einen ,Austausch‘, bei dem den Symbolen neue Bedeutungen zugeschrieben und die Erfahrungen der Lernenden durch den Verheißungsüberschuss der Symbole vertieft und erweitert, durchbrochen und überboten werden“ (Biehl 2001).
Bildorientiertes Lernen I
Religionspädagogischer Umgang mit Bildern baut darauf, „dass vermittels der ästhetischen Gestalt Gehalte der Tradition als Inhalte, und zwar als je zeitgenössische Deutungen und Transformationen von Themen und Motiven in den Blick geraten und als solche zu Positionierung, zu kritischer Aneignung und eigenen Urteilen herausfordern, dass aber zugleich vermittels des Bedeutungsüberschusses dieser je spezifischen ästhetischen Gestalt immer auch persönliche, existenzielle sowie spirituelle Ausdrucksformen ermöglicht werden: „Bilder als Denkvorschläge und Glaubensvorschläge“ (Burrichter, 2013)
Bildorientiertes Lernen II
Das Bild gilt in religiösen Lernprozessen als relevant, ohne jedoch als „religiös“ angesehen zu werden: Das ist der Anspruch der neueren Bilddidaktik, die das Bild als Medium sui generis schätzen gelernt hat und sich vor religionspädagogischer Funktionalisierung hüten will. (...)
Soll der ästhetische Eigenwert zur Geltung kommen, dann ist darauf zu achten, dass das ästhetische Erkenntnispotenzial des Bildes auch in strukturierten, regelgeleiteten Wahrnehmungsprozessen und handlungs- und produktionsorientierten Verfahren zur Geltung kommt. (Burrichter, 2015)
Praxis
Ausgewählte Methoden & Materialien
analog & digital
Praxis
Ein paar "Klassiker" des RU
Schritt 1: Ich beschreibe, was ich sehe.
Ich nehme das Bild ganzheitlich wahr und notiere mir, was mir sofort ins Auge fällt: Farben, Formen, Größenverhältnisse, die dargestellten Objekte und Personen, den Gesamteindruck. Ich achte auf Details und vermeide Interpretationen in diesem Schritt. Es geht nur um die reine Beschreibung des Sichtbaren.
Schritt 2: Ich analysiere die Bildkomposition.
Ich betrachte die Anordnung der Elemente im Bild: Perspektive, Bildausschnitt, Licht und Schatten, Führungslinien, die Anordnung von Figuren und Objekten zueinander. Wie lenkt das Bild meinen Blick? Welche Bereiche sind betont, welche im Hintergrund?
Bildbeschreibung nach Günter Lange
Schritt 3: Ich interpretiere die Bedeutung der dargestellten Elemente.
Nun beginne ich, die einzelnen Elemente und ihre Beziehungen zueinander zu deuten. Was könnten die Objekte, Personen oder Symbole bedeuten? Welche Geschichte erzählen sie? Welche Emotionen werden geweckt? Ich berücksichtigte dabei meine eigenen Erfahrungen und mein Vorwissen.
Schritt 4: Ich formuliere eine Gesamtaussage.
Zusammenfassend versuche ich, die einzelnen Beobachtungen und Interpretationen zu einer kohärenten Aussage über das Bild zu verbinden. Was ist die zentrale Botschaft oder Aussage des Bildes? Welche Wirkung hat es auf mich?
Schritt 5 (optional): Ich setze das Bild in einen Kontext.
Wenn möglich, versuche ich den Kontext des Bildes zu ermitteln: Entstehungszeit, Künstler, Stilrichtung. Wie beeinflusst dieses Wissen meine Interpretation?
Praxis
Bildbetrachtung (nicht nur) mit Kindern
Praxis
Bildbetrachtung (nicht nur) mit Kindern
Praxis
Bilder in Teilen erschließen
Viele Bilder lassen sich besser erschließen, wenn man sie nicht direkt ganz zeigt, sondern sie erst durch das Betrachten von Bildteilen zu erschließen beginnt. Das funktioniert besonders dann gut, wenn es sich um Bilder mit vielen Details handelt.
Sie können digital Bilder vorbeschneiden oder die Schülerinnen und Schüler mit einer Schablone über das Bild wandern lassen.
ANALOG
Schneiden Sie diesen Sehrahmen aus und wandern Sie mit ihm auf den verschiedenen Bereichen des Bildes herum. Versuchen Sie besonders auf Details des Bildes zu achten!
Praxis
Bilder in Konturen neu kolorieren und füllen lassen
Bilder im Religionsunterricht bieten auch die Möglichkeit, sie neu zu gestalten und in einem eigenen, neuen Sinn zu deuten. Dabei gibt es die Möglichkeit bestimmte Details besonders hervorzuheben, eine Atmosphäre farblich zu ändern, oder neue Mimiken und Personen einzufügen.
DIGITAL & ANALOG
Versuchen Sie auf der nächsten Seite die Konturen des Bildes von Caravaggio gemäß des Arbeitsauftrags neu zu füllen.
Praxis
Sich selbst im Bild einen Ort suchen
Schauen Sie sich das Bild „Inkarnation“ von Thomas Zacharias auf der nächsten Slide genau an und nehmen Sie alle Details, Personen, Gegenstände und Lichtverhältnisse war. Wandern Sie nun im Bild herum und suchen Sie sich dann den Ort in dem Bild, an dem Sie sich wahrscheinlich befinden würden, wenn Sie Teil des Bildes wären. (Nah am Geschehen? Beobachterperspektive? Im Hellen/Dunkeln?)
In welche Richtung würden Sie schauen?
ANALOG
Schneiden Sie die Figur aus und kleben Sie diese auf die Stelle in ihrem Bild, zu der Sie sich positionieren würden.
DIGITAL
Ziehen Sie die Silhouette an die Position Ihrer Wahl im Bild.
Zerschneiden
Die bewusste Zerstörung eines Bildes kann Neues beginnen lassen.
Hier geht es um den Prozess. Mögliche Frage: woraus entsteht Schöpfung? Wie geht Neuanfang?
Wählen Sie Sich bitte ein Bild aus dem Bilderbuffet aus
und zerschneiden es.
Was passiert mit dem Bild?
Was mit Ihnen?
Behandeln Sie die Reste pfleglich und geben Sie diesen Bedeutsamkeit, indem sie einen geeigneten Ort und eine geeignete Darstellung suchen.
Methodische Anregungen
Methodische Anregungen II
Methodische Anregungen III
Methodische Anregungen VI
Fragen für die persönliche Erschließung von biblischen Bildern für Unterrichtende
Fragen für die persönliche Erschließung von biblischen Bildern für Unterrichtende II
Literatur & Links
Quellen der Thesen
Symboldidaktik: Biehl, Peter, Art. Symboldidaktik, in: Lexikon der Religionspädagogik II (2001), 2074-2079.
Ästhetisches Lernen I: Hilger, Georg et al, Religionsdidaktik. München 2010,334ff..
Ästhetisches Lernen II: Burrichter, Rita, Mit Bildern der Kunst arbeiten. In: Rendle, Ludwig (Hrsg), Ganzheitliche Methoden im Religionsunterricht, München 2007; Neuausgabe, 220ff.
Popularkulturelles Lernen: Mendl, Hans, Religionsdidaktik kompakt. München 2015, 252ff.
Bildorientiertes Lernen I: Burrichter, Rita, „Das habe ich so noch nicht gesehen". Zum Umgang mit Bildern der Kunst in religiösen Lernprozessen, in: Schröder, Bernd/Behr, Harry Harun/Krochmalnik, Daniel (Hg.), „Du sollst dir kein Bildnis machen …". Bilderverbot und Bilddidaktik im jüdischen, christlichen und islamischen Religionsunterricht. Berlin 2013, 219.
Bildorientiertes Lernen II: Burrichter, Rita, Bilder. In: https://doi.org/10.23768/wirelex.Bilder.100025 (Stand: 26.2.2018)
Die glorreichen Fünf - Wege zur Zuversicht
(nach Jens Corssen)
Auszug Buch
Link zum Buch
By Daniel Meyer zu Gellenbeck
Religionslehrer und Referent Bischöfliches Generalvikariat Münster meyer-zu-gellenbeck@bistum-muenster.de